Endivie und Zichorie zählen zu den Korbblütlern/Astéraceae. Die zweijährigen Pflanzen teilt man in zwei Arten ein: Endivie oder Escariol (Cichorium endivia) und Zichorie, Zuckerhut oder Chicorée (Cichorium intybus).
Zur Unterart intybus, gehört auch der wilde, europäische Chicorée.
Endivie und Zichorie haben einen körbchenförmigen Blütenstand. Die Einzelblüten sind leuchtend blau oder blau-violett. Die Blüten beider Arten sind zwittrig. Die Endivienblüten sind selbstbefruchtend mit einer Tendenz zur Fremdbefruchtung.
Hingegen sind die Blüten der Zichorie (Cichorium intybus) selbststeril. Es besteht also die Gefahr der Verkreuzung durch Insekten zwischen den verschiedenen Sorten jeder Art.
Zusätzlich kann der Pollen der Art Cichorium endivia die Art Cichorium intybus befruchten.
Um Kreuzungen zwischen den Sorten und Arten zu vermeiden, werden Kulturabstände von 500m eingehalten. Besteht ein natürliches Hindernis wie eine Hecke, kann der Abstand auf 250m reduziert werden. Da die Sorten von Cichorium endivia selbstbefruchtend sind, können für den Anbau bleibende Kulturnetze verwendet werden, um unerwünschte Kreuzungen zu verhindern.
Die Sorten der Art Cichorium intybus deckt man abwechselnd mit Kulturnetzen ab. Diese Technik erklären wir in dem Abschnitt „ABC der Samenproduktion“.
Es ist darauf zu achten, dass in der näheren Umgebung keine Chicorée und Endivie blühen, wie auch Wildsorten weil auch sie sich verkreuzen können.
Endivie und Zichorie sind zweijährige Pflanzen. Im ersten Anbaujahr wachsen die Samenträger heran, die im zweiten Jahr die Samen hervorbringen.
Der Samenbau erfolgt im ersten Jahr auf die gleiche Art wie der Anbau der Pflanzen, die zum Verzehr bestimmt sind.
Die Samenträger müssen nach den Eigenschaften der Sorte, wie Form, Größe, Farbe der Blätter und gut geformte Köpfe, sorgfältig ausgewählt werden. Bei Wurzel- oder Kaffeezichorien wird auf gut geformte Wurzeln geachtet, bei getriebenen Zichorien auf große und besonders feste „Pfeifen“.
Keinesfalls dürfen Samen von Pflanzen, die schon im ersten Jahr blühen, für die Vermehrung verwendet werden. Sie würden in den folgenden Jahren immer früher blühen, was den Erwartungen an dieses Blattgemüse zuwiderläuft.
10 bis 15 Samenträger reichen aus, um die genetische Vielfalt zu erhalten und zu verbessern.
Im Herbst erntet man die Blätter zum Essen und bewahrt die Wurzeln für den Samenbau auf.
Sind die Winter frostfrei und nicht zu feucht, können Endivien im Freien überwintern.
Für Gegenden mit strengem Klima gibt es mehrere Methoden, die Samenträger über Winter aufzubewahren.
Die Wurzeln vor dem Winter ausgraben, die Blätter auf einige Zentimeter einkürzen, sie dann entweder im Silo, im feuchten Sand oder in Töpfen im Keller einlagern. Die ideale Luftfeuchtigkeit beträgt 80% bei einer Temperatur zwischen 0 und 4°C.
Es ist auch möglich, Endivien und Zichorien im Herbst spät im ungeheizten Gewächshaus oder bei mildem Klima im Freien auszusäen, so dass sie den Winter als kleine Rosetten überdauern und so die Fröste besser ertragen.
Im darauffolgenden Frühjahr werden sie Köpfe bilden und im Sommer in Blüte gehen.
Im Frühjahr pflanzt man die im Keller gelagerten Wurzeln in den Garten. Die verfaulten wirft man weg. Die Wurzeln gut angießen.
Sie werden mit der Zeit einen hohen Blütenstand bilden, der gestützt werden muss.
Das Reifen der Samen bei Endivie und Zichorie erstreckt sich über einen längerenZeitraum, die Samenernte erfolgt nach und nach.
Man sollte damit nicht warten, bis die ganze Pflanze vertrocknet ist, weil dann bereits ein großer Teil der Samen verloren ist.
Der Samenträger kann auch als Ganzes geerntet werden. Die Samen reifen auf der geernteten Pflanze nach.
Auf jeden Fall müssen die Samenträger an einem gut belüfteten Ort trocknen.
Das Erntegut muss für die Reinigung vollkommen trocken sein. Die Samen von Endivie und Zichorie lassen sich manchmal nur schwer aus ihren kleinen Samenbehältern lösen, manchmal fallen sie auch von selbst heraus.
Die trockenen Kapseln kräftig zwischen den Händen reiben oder mit einem Stock dreschen. Wenn das nicht hilft und die Samen in ihrer Schale bleiben, gibt es auch alle mechanischen Mittel, angefangen vom Nudelholz, über den Traktorreifen bis zum Hammer …Noch eine andere, etwas heikle Methode ist möglich, um mit den Behältern, die sich nicht öffnen, fertig zu werden. Man gibt sie für nur wenige Sekunden in den Kräuter- oder Kaffeemixer, es ist fast ein Wunder! Aber Achtung, nicht zu lange, sonst könnten die Samen zu Staub zermalen werden… Siebe mit verschiedenen Maschenweiten werden verwendet, um die Samen von Stängelund Schalenresten, sowie Staub zu reinigen.
Zum Schluss gibt man die Samen auf einen Teller oder in eine flache Schüssel und pustet vorsichtig darauf, um die letzten, leichten Verunreinigungen zu entfernen.
Danach schüttet man die Samen in einen Gefriersack und steckt ein Etikett hinein mit Sorte, Art, und Anbaujahr. Ein Aufenthalt von mehreren Tagen in der Gefriertruhe vernichtet die Larven der Parasiten.
Die Samen von Endivie und Zichorie bleiben mindestens 5 Jahre keimfähig. Eine Lagerung bei niedrigen Temperaturen verlängert die Dauer der Keimfähigkeit.